Ist Vermögen dicker als Blut? Die soziale Ordnung vermögender Familien

Franziska Wiest

Die transgenerationale Weitergabe von Vermögen in Familien ist ein wesentlicher Treiber zunehmender sozialer Ungleichheit. Erst seit Kurzem beschäftigt sich die soziologische Forschung jedoch mit der Rolle der Familie und dynastischer Verwandtschaftsnetzwerke im Kontext transgenerationaler Vermögensakkumulation. Um diese Mechanismen besser zu verstehen, analysiert die Studie die Wechselwirkung familialer Beziehungsverhältnisse und Praktiken der Vermögensreproduktion in superreichen Familien in Deutschland. Anhand von teilnarrativen Interviews mit Mitgliedern dieser Familien werden intergenerationale Umbrüche der Familie und ihres Vermögens rekonstruiert und Fragen von Zugehörigkeit und Exklusion, Repräsentation und Devianz, Kontrolle und Macht, Zerwürfnis und Versöhnung diskutiert. Die Dissertation geht damit der Frage nach, wie sich diese Familien an wirtschaftliche, soziale und rechtliche Veränderungen anpassen und über unterschiedliche Phasen des Kapitalismus fortbestehen konnten. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf den sich wandelnden kulturellen Idealen der Familie als Hort von Emotionalität und Fürsorge, die einen grundlegenden Einfluss darauf haben, wie diese Familien ihre Vermögensreproduktion strukturieren und verwalten. Das Projekt leistet einen Beitrag zur Frage der ökonomischen Einbettung der Familie im Gegenwartskapitalismus sowie zur Erforschung von Vermögen und sozialer Ungleichheit und ist auch Teil des Forschungsschwerpunkts "Vermögen und soziale Ungleichheit" am MPIfG.

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