Meritokratische Wettbewerbe: Einkommensungleichheit als Determinante der Arbeitszeit
Zarah Westrich
Der Aufstieg der Meritokratie, eines Systems, in dem wirtschaftliche Ressourcen als leistungsabhängig gelten, geht mit einem Wandel der Arbeit einher. Hierbei wird das meritokratische Narrativ harter Arbeit genutzt, um den individuellen sozialen Rang und Ungleichheit zu rechtfertigen. Zu harter Arbeit zählt, eine hohe Stundenanzahl auf bezahlte Lohnarbeit und unbezahlte Sorgearbeit zu verwenden. Der lange rückläufige Trend bezahlter Arbeitszeit hat sich gegen Ende des 20. Jahrhunderts abgeschwächt und in einigen Ländern sogar umgekehrt. Gleichzeitig nahmen die aufgewendeten Stunden für Kinderbetreuung in den letzten Jahrzehnten zu. Das Dissertationsprojekt integriert Einkommensungleichheit in die Erklärungsansätze dieser Trends. Theoretisch wird untersucht, wie Einkommensungleichheit mit meritokratischen Wettbewerben zusammenhängt, und empirisch analysiert, wie sich Einkommensungleichheit auf die Arbeitszeit für bezahlte und unbezahlte Arbeit auswirkt. Auf der Grundlage eines theoretischen Rahmens, der soziologische, politikwissenschaftliche und ökonomische Perspektiven kombiniert, werden Zeitverwendungstrends herausgearbeitet und Paneldatenanalysen auf Haushaltsebene durchgeführt.