Marktversprechen: Ursprünge und Hegemonie neoliberaler Wirtschaftsimagination in Peru, 1945–2000
Stephan Gruber
Peru hat in den 1990er-Jahren eine grundlegende Transformation seiner Volkswirtschaft erfahren, in deren Folge sich ein neoliberales Regime dauerhaft installieren konnte. Wie konnte der Neoliberalismus in Peru einen solchen Hegemonialstatus erlangen? Angesichts der Tatsache, dass diese Transformation Teil der handelspolitischen Liberalisierung Lateinamerikas im Rahmen des sogenannten Washington-Konsenses war, wird sie in der Literatur hauptsächlich als überbestimmt durch den wirtschaftlichen und politischen Kontext bezeichnet, der die Verfolgung progressiver politischer Strategien unhaltbar machte und liberale ideelle Konzepte verbreitete, die eine Stärkung der Mittelschicht zur Folge hatten. Dieses Dissertationsprojekt soll im Gegensatz dazu zeigen, warum die neoliberale Hegemonie in Peru das Ergebnis eines längeren historischen Prozesses mit zahlreichen internen Triebkräften ist, in dem durch eine kreative Umsetzung neoliberaler Ideen – die eine technokratische Entpolitisierung mit populistischen Versprechungen verknüpfte – die wirtschaftliche Imagination dessen, was als politisch möglich erachtet wurde, transformiert wurde. Diese Transformation soll durch eine Kombination von Ansätzen aus der Geistesgeschichte, der Politischen Ökonomie und der Wissenssoziologie erläutert werden, um die Verankerung von Ideen in sozialen Strukturen und Machtgefügen zu illustrieren. Das Projekt wird sich anhand einer qualitativen Methodologie, die umfangreiche Archivrecherche mit Interviews verbindet, mit den institutionellen Bereichen auseinandersetzen, in denen die wirtschaftliche Imagination erschaffen und verbreitet wurde: Universitäten, Denkfabriken und politische Parteien.