Was macht eine Zukunftsvorstellung glaubhaft?
Jens Beckert
In kapitalistischen Ökonomien beruhen Entscheidungen auf Zukunftsvorstellungen. Entscheidungen sind in Projektionen verankert, die Begründungen für Entscheidungen in der Gegenwart schaffen. Gleichzeitig verhindert fundamentale Ungewissheit, hervorgerufen durch Innovationen und die Komplexität der Situation, die Erwartungen von Akteuren als probabilistisches Vorherwissen der Zukunft zu verstehen. Die Zukunft ist offen und unsicher und wird teilweise durch die Vorstellungen erschaffen, mithilfe derer die Akteure ihre Entscheidungen treffen. Um Entscheidungen zu motivieren, müssen Zukunftsvorstellungen nicht „wahr“ sein (in dem Sinne, dass sie die zukünftige Gegenwart abbilden), aber glaubhaft. Akteure müssen überzeugt sein, dass es ausreichend wahrscheinlich ist, dass zukünftige Vorgänge sich so ereignen werden, wie durch das Narrativ erwartet. Das Projekt fragt daher: Woher kommt diese Glaubhaftigkeit?