Stadtfürsten: Spacing in der Eigentumselite
Isabell Stamm und Eva-Maria Gajek
Wie positioniert die Eigentumselite sich und ihre materiellen Güter aktiv in der Stadt? Das Konzept des Spacings, das sich auf diese aktive Positionierung bezieht, bildet bei dieser Studie das analytische Rückgrat; das empirische Design vergleicht mehrere Städte in Deutschland. In einem ersten Fall wird untersucht, wie sieben der reichsten Familien Deutschlands in der Stadt Essen – stellvertretend für die Konzentration von Reichtum in westdeutschen Städten entlang des Rheins – Spacing betreiben. Anhand einer Vielzahl von Quellen, darunter historische Karten, Adressbücher, Registereinträge und Zeitungsartikel, wird nachgezeichnet, wie diese sieben Familien ihre Firmen, ihre Privathäuser und ihr philanthropisches Engagement während ihres Aufstiegs in die Eigentumselite und bis in die Gegenwart im Zeitraum von 1945 bis 2024 positionieren. Erste Ergebnisse zeigen bemerkenswerte Ähnlichkeiten bei der Standortwahl der Familien für ihre Firmen, Privathäuser und ihr soziales Engagement sowie beim Zeitpunkt ihrer Positionierung. Letztendlich tragen diese räumlichen Aktivitäten nicht nur dazu bei, dass die Familien ein beträchtliches Gebiet innerhalb der Stadt besetzen, an den besten Adressen wohnen und die städtische Infrastruktur beeinflussen, sondern bilden auch ein typisches Muster sozialer Aufwärtsmobilität, das für den Klassenverlauf der Familien typisch ist. Als nächstes Fallbeispiel wird die Stadt Potsdam in den Fokus genommen. Dieses Projekt ist Teil des Forschungsschwerpunkts „Vermögen und soziale Ungleichheit“.