Wer bestimmt die Forschungsagenda von Professoren? Fragen zur Wissenschaftsfreiheit in Deutschland

Uwe Schimank | Universität Bremen
 

Wissenschaftsfreiheit – genauer Forschungsfreiheit – besteht nicht zuletzt darin, dass Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihre Forschungsagenda grundsätzlich selbst bestimmen: von  der Themenwahl, der Wahl der theoretischen und empirischen Herangehensweisen bis hin zur Wahl von Kooperationen und Publikationsformen. Diese Wahlen treffen sie freilich nicht freischwebend, sondern als Mitglieder von Fachgemeinschaften.

So zunächst von der Wissenschaft selbst bestimmte Erkenntnisproduktion unterliegt als ausdifferenzierte gesellschaftliche Sphäre einer Reihe externer Einwirkungen – teils in Gestalt intentionaler Beeinflussung, teils als transintentionale Nebenwirkungen ganz anders ausgerichteter Aktivitäten. Sieben Stellschrauben, die das Ausmaß der Forschungsfreiheit in den genannten Hinsichten mitbestimmen, werden näher angeschaut und hinsichtlich ihrer Auswirkungen im derzeitigen deutschen Wissenschaftssystem – mit Professoren an Universitäten als betrachtetem Fall – einzuschätzen versucht. Es ergibt sich ein gemischtes Bild der Gefährdungslage; und am Ende lässt sich die spekulative Frage aufwerfen, ob nicht zusätzlich zu den Einzeleffekten jeder Stellschraube noch die Konfiguration der Wechselwirkungen zwischen den Stellschrauben ein hinzukommendes eigene Gefährdungspotenzial darstellt, das bislang kaum in den Blick genommen wird.

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