Wissenschaftsfreiheit - zwischen Reflexionsgewinn und autoritären Versuchungen

Paula-Irene Villa Braslavsky | Ludwig-Maximilians-Universität, München

Wissenschaft soll, so wird zunehmend gefordert (und gefördert), nicht nur akademisch exzellent, sondern auch gesellschaftlich nützlich sein. Das hört sich zunächst gut an, wer mag dazu schon Nein sagen? Diese Forderung kommt zudem mit guten Gründen und Argumenten daher, etwa dem nach der ohnehin gegebenen Sozialität von Wissenschaft.

Mein Beitrag versucht sich gleichwohl an einem skeptischen „na ja, eher nicht“. Es geht mir dabei darum, die in diesen Forderungen versteckten Unterstellungen von Eindeutigkeit und Verbindlichkeit wissenschaftlichen Wissens soziologisch als Phantasmen zu rekonstruieren, die zudem allzu gut in autoritären Politikformen gedeihen. Demgegenüber setzt der Beitrag auf Wissenschaft als Reflexion und eigenlogische Form in einer funktional differenzierten Gesellschaft. Wenn Politik, Kultur, Ökonomie oder Lebensstile/Identitäten als Wissenschaft fungieren oder diese instrumentalisieren, zerstört dies notwendigerweise die „Ressource“ Wissenschaft. Schließlich geht es in dem Beitrag auch darum, ein allzu idealistisches Verständnis von Wissenschaftsfreiheit zugunsten ihrer materiellen Bedingtheit zurückzuweisen. Wissenschaftsfreiheit, so die sozialwissenschaftliche Einsicht, muss bestmöglich gefördert werden, zum Beispiel durch Finanzierung und sichere Perspektiven. 

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