Maximilian Heimstädt | Helmut-Schmidt-Universität, Hamburg
Während der „Zeitschriftenkrise” in den 1990er-Jahren wurde vielen Forschungseinrichtungen erstmals die Marktmacht der wissenschaftlichen Großverlage und deren Einfluss auf die Wissenschaftsfreiheit bewusst. Die Preis- und Produktpolitik der Großverlage führte in dieser Zeit dazu, dass viele Bibliotheken ihren Forschenden nur noch einen selektiven Zugang zu Literatur ermöglichen konnten. Die in den 2000er Jahren einsetzende Open-Access-Transformation der Wissenschaftsverlage – in Deutschland vor allem unter dem Namen „Projekt DEAL” bekannt – wird oft als erfolgreiche Eindämmung der Verlagsmacht und Wiederherstellung der literaturbasierten Wissenschaftsfreiheit beschrieben. Die unverändert hohen Gewinnmargen der Großverlage bei gleichzeitiger Übernahme einer Offenheitsrhetorik lassen jedoch Zweifel an dieser eindeutigen Beschreibung aufkommen. In meinem Vortrag nehme ich diese Zweifel zum Anlass, das Verhältnis von frei lizenzierter Forschungsliteratur und Wissenschaftsfreiheit zu untersuchen. Dabei zeige ich, dass die Ambivalenz dieses Verhältnisses erst in einer globalen Perspektive und durch ein erweitertes Verständnis von Literaturzugang als Datenspur sichtbar wird.