Politische Ökonomie der europäischen Integration
Profil der Forschungsgruppe
Zu den zentralen Gegenständen des aktuellen Forschungsprogramms des Max-Planck-Instituts für Gesellschaftsforschung zählen die politische Konstitution der Funktionsweise und der Grenzen von Märkten, die sich wandelnde Arbeitsteilung zwischen Staat und Markt und die institutionelle Transformation des "eingebetteten Liberalismus" der unmittelbaren Nachkriegsjahrzehnte in Richtung einer verstärkt auf der Selbstregulierung von Märkten beruhenden Wirtschaftsordnung. Der Wandel der europäischen Produktions- und Verteilungsregime ist untrennbar mit der fortschreitenden Vertiefung der europäischen Integration verknüpft. Die Forschungsgruppe analysiert die europäische Integration aus Perspektive der Vergleichenden Politischen Ökonomie, nimmt also die Heterogenität der innereuropäischen Produktions- und Verteilungsregime zum Ausgangspunkt.
Insbesondere befasst sich die Gruppe mit folgenden Fragestellungen und Problemen:
- Den Auswirkungen der zunehmenden politökonomischen Heterogenität der EU und der Eurozone, insbesondere auf die Erfolgsaussichten marktschaffender und marktkorrigierender Integrationsprojekte;
- den Determinanten der Teilautonomie der supranationalen Institutionen Kommission und Europäischer Gerichtshof (EuGH);
- der politökonomischen Konfliktstruktur innerhalb der EU und der Eurozone;
- den Möglichkeiten und Grenzen makroökonomischer Koordination unter den Bedingungen einheitlicher Geldpolitik und fester Wechselkurse;
- dem „Spiel über Bande“ nationaler staatlicher und nichtstaatlicher Akteure mit europäischen Institutionen und Organisationen;
- dem durch die europäische Integration angestoßenen Wandel der europäischen Spielarten des Kapitalismus und seinen Konsequenzen für Produktion, Verteilung und Demokratie;
- den sich wandelnden Integrationslogiken in unterschiedlichen Phasen der europäischen Integration, insbesondere hinsichtlich der Währungsordnungen seit Bretton Woods;
- der politökonomischen Fundierung von Integrationstheorien.
In ihrer ersten Phase lag der Schwerpunkt der Projekte auf den Problemen der so genannten „Integration durch Recht“, insbesondere der extensiven Interpretation der europäischen Grundfreiheiten und des Wettbewerbsrechts durch die supranationalen Organe Kommission und Europäischer Gerichtshof (EuGH). In der zweiten Phase seit 2013 liegt das Hauptaugenmerk auf Problemen der Koordination innerhalb der Eurozone und darüber hinaus der Wirtschaftspolitik in der EU, inklusive der Industrie- und Kohäsionspolitik.
In theoretischer Hinsicht ist die Forschungsgruppe an der Schnittstelle mehrerer politökonomischer und soziologischer Diskussionen angesiedelt, zu denen insbesondere die „Spielarten des Kapitalismus“-Forschung die Regulationstheorie und die Theorie der Wachstumsmodelle, Theorien der politischen und gesellschaftlichen Einbettung der Wirtschaft sowie politikwissenschaftliche Integrationstheorien zählen.