Warum wir Klimasündern verzeihen und Nichtflieger verspotten
Tagesspiegel, Podcast „Gradmesser“, Ruth Ciesinger | Jens Beckert
Jens Beckert, Direktor am Max-Planck-Institut für Gesellschaftsforschung, diskutiert im Klima-Podcast „Gradmesser“, warum trotz des Wissens um die negativen Auswirkungen des Konsums auf das Klima und der vorhandenen technologischen Möglichkeiten zur Reduktion der CO2-Emissionen zu wenig getan wird, um die drohende Klimakatastrophe abzuwenden. Ein wesentlicher Grund liege darin, dass Konsum eine Form der sozialen Kommunikation sei, mit der Menschen ihren sozialen Status signalisieren. Konsum als Ausdruck individueller Freiheit erklärt auch, warum Forderungen nach Konsumbeschränkungen häufig auf Ablehnung stoßen. Auch die gesellschaftliche Akzeptanz von Luxus und Verzicht spiele eine Rolle: So gebe es eine höhere Toleranz gegenüber extremem Luxus, wie etwa Luxusyachten, die enorme Mengen an CO2 ausstoßen. Wer hingegen bewusst auf Konsum verzichte, etwa auf das Fliegen, müsse sich oft rechtfertigen. Trotz dieser gesellschaftlichen Dynamiken betont Beckert, dass Menschen das Richtige tun können, auch wenn es mit individuellen Kosten verbunden sei und der Erfolg unwahrscheinlich erscheine. Veränderung sei möglich, entscheidend sei jedoch die Geschwindigkeit der Veränderung. Beckert verweist auch auf die Verantwortung der Politik bei der Gestaltung einer nachhaltigen Klimapolitik. Insbesondere die CDU stehe in der Verantwortung, eine effektivere Klimapolitik zu betreiben; sie verfüge über eine große Autorität, die sie aber nicht ausreichend in die Waagschale werfe.
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